Dienstag, 22. September 2009
Vor einigen Tagen stellte ich eine Merkwürdigkeit an mir fest. Ich war nicht mehr melancholisch in das Verliebtsein verliebt. Ich befasste mich seit geraumer Zeit eher mit technischen Sachen, wie Diplomarbeiten, ersten eigenen Autos und Sportlerinnen.
Ich möchte behaupten, dass ich bereits alles ausprobiert hatte, aus diesem furchtbar friedlichen Zustand wieder heraus zu kommen.

Als erstes habe ich mich mit visuellen Eindrücken bombardiert. Mit Stolz und Vorurteil sah ich ein, dass Liebe weder Ferien noch 50 erste Dates kennt. Doch anstatt in Bächen meiner heimlichen Liebe nach fließenden Tränen freien Lauf zu lassen, hatte ich kurzerhand aus den bereit gelegten Taschentüchern eine komplette Fliegerstaffel gebastelt. Besonders stolz war ich darauf, dass der kleine große Bomber kleine Taschentuchfallschirmspringer abwerfen konnte. Aber zurück zu meinen Therapieversuchen.

Das nächste, was mir in den Sinn kam, war die Bierdusche. Ich setzte mich also unter die heiße Dusche, öffnete mir ein kaltes Bier und drehte die Musik auf Rechtsanschlag (hat nichts mit Naziterror zu tun!). A Fine Frenzy, ganz laut. Es half nicht. Selbst das Hinzuhecheln einer auf Vokalen basierenden Zweitstimme (den Text konnte ich noch nie) brachte keinen einzigen wehmütigen Gedanken in mir hervor. Stattdessen stellte ich fest, dass die Dusche an der rechten Flügeltür ein Leck hatte. Es war dann auch sehr schnell repariert.

Ich machte mich auf. Ich zog mich schick an und verlieh meinem Oberkörper einen nie mehr weichen wollenden Duft. Ich hatte mein Lieblingsparfüm so intensiv über mich gegossen, dass ich selbst auf den Lippen etwas davon schmecken konnte. Ekelhaft. Wie immer, eigentlich. Aber das war mir egal, ich wollte so schnell wie möglich wieder in der eigene Welten schaffenden Melancholie einsamer Kleinstadtbewohner ankommen. Ich war geduscht, geimpft und dufte wie Karl Feldlager. Ich betrat die lauwarme Sommernacht. Alles war wie immer. Die Luft war leicht schwül. Die Häuser beleuchteten sich gegenseitig mit einem warmen gelben Licht. Ich steckte die Kopfhörer in meine Ohren. Der Player sollte nun mit all seiner Batteriekraft die Adrenalinproduktion in meinem Körper anregen, als mir auffiel, dass Apple seine Produkte in China anfertigen lässt. Dann entdeckte ich noch weitere tolle Effekte, z. B. dass das Logo meines MP3-Gerätes bei variierendem Lichteinfallswinkel die Farbe wechselt.

Damit war ich wieder am Nullpunkt angekommen. Ich wollte doch nicht etwa fröhlich und zufrieden sein? Meine Fähigkeit schwärmerisch zu sein, verschwand wie die schwarzen Augenringe eines Emos verwischen, der ernste Tränen weint. War das vielleicht meine Aufgabe - ehrlich fröhlich zu sein, wenn’s sich nicht vermeiden lässt?

Ich ging nach Hause und dachte darüber nach, als ich auf der anderen Straßenseite ein Mädchen schlendern sah. Ihr Kopf war gesenkt. Sie selbst war in Gedanken versunken, der Musik erlegen. Ich fragte mich ein letztes Mal: „Was sie wohl gerade denkt…?“ Ach, ja!




Samstag, 22. August 2009
Der Begriff Blitzkrieg ist eine typisch Deutsche Wortneuschöpfung. Ich weiß, das weiß man. Ich freue mich jedoch an dieser Stelle, dass der freundliche Google-Bot von neben an mindestens 12 Surfer auf meine Seite leitet, die eigentlich was über Nationalsozialismus und Hitler lesen wollten. Stattdessen muss ich mir an dieser Stelle Luft verschaffen.

Das ging nämlich heute nicht so richtig, als es eigentlich recht gut angebracht war. Ich saß heute nämlich auf dem Klo und wollte eigentlich dem Regengeplätscher lauschend meinem Darmtrakt - wie bereits erwähnt - etwas Luft verschaffen, als plötzlich aus meinem Sitzkrieg ein Blitzkrieg wurde. Mitten im Mandela-Befreiungsakt schlug gefühlte dreimetersechsundzwanzig neben mir bei offenem Fenster ein Blitz ein, dass es mir alle Körperventile zusammenzog. Es ging gar nichts mehr. So dermaßen aus meinem Flow gerissen, lies ich blitzschlagartig die Zeitung aus meinen Händen fallen, als würde unverhofft der Vermieter die Klotür öffnen und mich nach meiner Nachzahlung fragen. Blitz und Donner waren sich einig wie Siegfried und Roys Löwe schon lange nicht mehr und kooperierten lautstark und sichtbar.

Im ersten Moment nach dem Einschlag dachte ich, ich wäre der Urheber dieses Knalls gewesen. Als ich jedoch in die Kloschüssel blickte, war davon keine Spur zu sehen. Dieses Gewitter kam wie aus dem Nichts. Vorher hatte es kein einziges Mal geblitzt oder gedonnert und dann so ein Ding! Das ist schon beeindruckend, wenn man selbst über die Luftdruckschwankungen diese Gewalten spüren kann. Beim Kacken kenne ich das bereits. Aber beim Gewitter!?? Krass!

http://karsten-bier.blogspot.com/




Samstag, 25. Juli 2009
Sie: bemalte Augenlider - außen natürlich – Ja-Gesicht, provokativ weltoffen.

Er – viel interessanter – selbstbewusstseinsberaubter Mittvierziger. Die Augen werden zu Kugeln, dank der Brille für den Nahsichtbereich. Dicke Umrahmung. Die Mundwinkel sind konstant nach unten gezogen. Der Blick wandert entlang der vielen weiblichen Beine. Einer Frau in die Beine zu schauen, statt in die Augen zu sehen, ist bekanntlich leichter. Versteh ich. Dann geht der Blick zum Fenster raus. Draußen fliegt die Bahndammlandschaft – ein Wort dessen Vokalvielfalt an die Abwechslung eines Eisenbahnfahrplanes erinnert - vorüber und zeigt reges Desinteresse an dem, was sich im Inneren der Dieseltraktionsfahrzeugkomposition abspielt. Wen wundert’s?!

Vier Frauen – nein! – drei Frauen (die einen beiden Frauen sind nur eine) ziehen mit ihrem dezenten, aber recht alternativen Verhalten die Aufmerksamkeit der Mitinsassen auf sich. Zumindest meine. Sonst würde ich wohl auch nicht darüber schreiben.

Sein Jackett ist zwar nicht bis oben hin zugeknöpft, engt ihn aber trotzdem bis zum Hals mit draufgeschissener Angepasstheit ein. So sieht kein Geschäftsmann aus. Vielleicht einer der Scheiße baut, aber so wörtlich sollte man die Berufsbezeichnung "Geschäftsmann" wohl nicht nehmen.

Die Frauen steigen aus. Er investiert einen letzten Hundeblick und fügt sich dann doch seinem Schicksal, was jedoch alles andere als schick daher kommt.

Den frei gewordenen Platz füllt postwendend eine Horde Kinder. Sein Blick will sich nicht ändern. (Meiner schon. Die junge Hordenpädagogin hat sich nämlich genau neben mich gesetzt.) Gleich sitzt eins der Kinder auf seinem Schoß. Er wird doch nicht etwa nervös?

Die Kinder besprühen sich mit süßem Schleckspray – ich nenne es mal so. Und egal, wo dieses Spray landet, es wird abgeschleckt. Ich denke kurz an das Wort „Schweinekrippe“. Wie auch immer. Diese Hightech-Lutscher scheinen der absolute Renner zu sein.

Irfersgrün. Hier steigen Leute aus, die in der Tat auch wie Irfersgrün aussehen. Der Triebfahrzeugführer kotzt entsprechend ab, in dieser Pampa halten zu müssen.

Zurück zu den Kindern und damit eine letzte Bemerkung: Sie sind süßer als die junge Dame neben mir. Und das nicht nur wegen dem Schleckspray im Gesicht.




Mittwoch, 15. Juli 2009
Was würde passieren, wenn die Erde von einem Meteoriten getroffen werden würde?



Das Leben auf unserem Planeten würde weiter gehen, aber die Zahl der menschlichen Bewohner würde rapide auf eine überschaubare Dimension schrumpfen. Nicht weil der Meteorit die Menschen töten würde, sondern weil er den Menschen alles nehmen würde, in dem sich der Stand ihrer gesellschaftlichen Entwicklung manifestiert hat. Töten würden sich die Menschen selber. Warum? Weil ihnen alles fehlte, was ihre gesellschaftliche Intelligenz ausmachen würde: Strom als Träger von Informationen und Nachrichten, Energie, die für einen Lebensstil mit einer solch hohen Ereignisdichte benötigt wird und vieles andere, was ein Leben vieler Menschen auf kleinem Raum regelt und ermöglicht. Sehr schnell würde alle Gesetzgebung aufgrund ihrer Unfähigkeit zur Kommunikation auf ein einzige Gesetz rationalisiert: das Gesetz des Stärkeren.
Wer nicht auf diesen soziologischen Burnout warten möchte, kann jetzt schon aktiv dazu beitragen, dass die gegenwärtige Entwicklung schneller vorangeht. Die schleichende Verwesung der Respekt-Gesellschaft schreitet Stück für Stück mit jedem Generationenwechsel voran. Und jeder kann dazu beitragen. Dass Werte und Normen zur Regulierung des Zusammenlebens vergessen werden, kann damit beschleunigt werden, indem kontraproduktive Verhaltensweisen vorgelebt und propagiert werden.
So ist es beispielsweise hilfreich als Vater von mehreren Kindern in deren Gegenwart besoffen einem Passanten nach zu jagen, um ihm eins aufs Maul zu hauen. Auch der Sinn für natürliche Schönheit und das Auge fürs Gesunde werden gut verlernt, wenn die Mutter ihre Kinder in dermaßen Tattoo übersäten Armen hält, die aussehen, als ob man am Vorabend in zwölf verschiedenen Diskotheken war und immer gleich das ganze Stempelkissen als Markierung abbekommen hätte. Wenn jemand politische Orientierung sucht, sollte auf Parteien wie die NPD, bzw. die Linke verwiesen werden, solange politische Orientierung nicht nur allein aus einem gewissen Outfit, einer erhöhten Gewaltbereitschaft, einer definierten Trinkfestigkeit und einer Beschränkung der eigenen Meinung auf Parolen und Vorurteilen beruht.
Außerdem kann die Einführung der umfassenden Rücksichtslosigkeit damit beschleunigt werden, indem wirklich jeder Fahrgast in einer Straßenbahn das volle Repertoire an Musik von seinem Handy unüberhörbar abspielt.
Vielleicht könnte ein Mahnmal gegen den Verstand die Menschen dauerhaft daran erinnern, wie gesund die Gesellschaft vor Jahren noch war und für immer davor bewahren dorthin zurück zu kehren.




Mittwoch, 15. Juli 2009
- bwler vorurteile
- bwl-student vorurteil
- herr bier

Hach! Das freut mich. Bier lieben und Vorurteile über BWLer fällen - ein gemeinsames Hobby? Ich bin dabei!




Es gibt tatsächlich einen Unterschied zwischen einer handvoll Nudel und einer Hand voll mit Nudeln.
Man könnte sich zum Beispiel darüber freuen, eine kleine Speise für zwischendurch kochen zu können.
Und dann könnte man sich darüber ärgern, dass man sich beim Entnehmen des Mini-Gerichts aus der Mikrowelle alles über die Hand gekippt hat.




Dienstag, 30. Juni 2009
Vorurteil 1: Alle Vorurteile beziehen sich auf 80% aller BWLer.
Vorurteil 2: Grundlage aller nachfolgenden Vorurteile ist die Behauptung, dass BWLer BWL nur studieren, weil sie nicht wüssten, was sie sonst studieren sollten.
Vorurteil 3: BWL studieren kann jeder.
Vorurteil 4: BWLer sind froh über Vorurteil 3.
Vorurteil 5: Ihre Wahrnehmungsfähigkeit beschränkt sich auf die Unterscheidung zwischen bunt und (nahezu einfarbig) als auch zwischen laut und leise.
Vorurteil 6: Geschriebenes steht in der Reizwahrnehmungskette von BWLern auf Platz 12. Auf Platz eins steht "Einladung zum Motivationstraining".
Vorurteil 7: BWL steht eigentlich für "bunt, weiblich, läppisch".
Vorurteil 8: BWLer glauben ihren Professoren, dass sie selbst die Welt verändern würden, indem sie machen was ihnen ihre Professoren vorschlagen.
Vorurteil 9: Vorurteile 1 bis 8 sind tatsächlich zutreffend.




Donnerstag, 11. Juni 2009
Deutschland wird es wohl nie so recht verstehen. Rechtsextremismus zu bekämpfen heißt nicht, die Rechtschreibung zu vergewaltigen. Wenn man sich mal vertippt ist das nicht weiter tragisch. Aber wenn ich Worte wie "Altz" oder "Pasirt" lesen muss, kommt's mir hoch. Gut, wenn man den ganzen Tag Namen wie "Onkelz" vorm Nüschel hat, kann da schon mal eine Fehlprägung eintreten.
Ich habe mir überlegt, dass ich alle Worte aus dem Duden patentieren könnte. Wenn dann jemand ein Wort falsch schreibt, werde ich ihn verklagen. Geschmacksmuster und so... das lässt sich sicher durchdrücken.




Freitag, 15. Mai 2009
Die wirtschaftliche Krise ist der Gurtstraffer für alle Lebensbereiche - die Lage ist angespannt.




Montag, 5. Januar 2009
Während einer ICQ-Unterhaltung habe ich mal wieder die Welt erkannt, wie sie wirklich ist. Und ich meine, sie ist schon irgendwie pervers. Es ist doch wirklich angsteinflößend, wie man heutzutage sein Wissen auf den Servern von wikipedia und co. auslagert. Ein Wissen, das man noch nie zuvor besessen hat und höchst wahrscheinlich auch innerhalb der folgenden Minuten nach Kundgebung und Selbstdarstellung nicht mehr haben wird. Man bekommt ein Stichwort auf den Schirm gepromptet mit dem man nichts anfangen kann. Daraufhin tippt man in einer an Suchalogorithmen, bzw. Hartz-IV-Empfänger angepassten Ausdrucksweise bei google (oder sonstwo) ein und informiert sich. Aber nicht zuviel. Man muss ja innerhalb von wenigen Minuten geantwortet haben. Ich kann über so eine elektronische Unterhaltung mit dem Internet im Hintergrund (Hinternet sozusagen) jeden Scheiß labern und mein Gegensonstwo (gegenüber sitzt mir ja nur mein Monitor) hat keine Ahnung, ob ich das wirklich weiß, oder ob hier ein trainierter Affe sitzt (der berühmte trainierte Affe, der auch die Seiten der svz geschrieben hat), der Sätze generiert und im Netz surft. Erklär das mal meiner Oma!