Donnerstag, 30. Juli 2009
Claus Kleber sitzt in seinem grün tapezierten Wohnzimmer und hat Durst. Er geht an seinen 3D-Kühlschrank und öffnet mit einer atemberaubenden Animation eine Flasche virtuelles Bier. Danach erklärt er seinen Kindern, dass die Atombombe noch lange nicht entfunden ist.

Er zeigt mit gelassener Gestik vor grünem Hintergrund auf einen Stadtplan von New York, den keiner sieht. Er bleibt sich treu und spricht in verschliffenem Englisch davon, dass Nuklearwaffen eher eingesetzt werden würden, als Luca Toni unter Klinsmann. Seine Kinder bitten ihn, wieder an seinen Kloppomat zu gehen und still zu sein.

Kleber zieht sich zurück und denkt an die Zeit, als er mit der Tali-Bahn ins Islama-Bad fuhr, um sich der Skepsis von Mädchenschulenleiterinnen und Regierungssprechern aus zu setzen. Sein Alltag im Heute Journal kommt ihm lächerlich vor. Maximal die phychodelisch angehauchten Kameraroboter im neuen ZDF-Nachrichtenstudio könnten für etwas Bedrohung sorgen.

Er sieht sich die Reportage noch einmal an: „Jahrelang habe ich versucht, das Dogma aus Büchern zu verstehen.“ Wind verweht seine nicht animierten Haar. Kleber lässt sich im pakistanischen Nichts heroisch von der untergehenden Sonne in Szene setzen.

Alle Gedanken zu Ende gedacht lässt er den merkwürdigen und sehnsuchtsvollen Abend mit einem kräftigen Hieb aus der aus Nordrußland mitgebrachten Flasche Wodka ausklingen und schaut sich das Heute Journal an – mit Heinz Wolf und Marietta Slomka.




Dienstag, 28. Juli 2009
Ich würde sagen, ich stuk* eher in diesem Loch, werte Kollegen!


*falsche Vergangenheitsform vom stecken




Montag, 27. Juli 2009
... schlägt ein, wie eine Bombe.



Scheinbar liegt´s an der neuen Rundumfrisur.




Samstag, 25. Juli 2009
Sie: bemalte Augenlider - außen natürlich – Ja-Gesicht, provokativ weltoffen.

Er – viel interessanter – selbstbewusstseinsberaubter Mittvierziger. Die Augen werden zu Kugeln, dank der Brille für den Nahsichtbereich. Dicke Umrahmung. Die Mundwinkel sind konstant nach unten gezogen. Der Blick wandert entlang der vielen weiblichen Beine. Einer Frau in die Beine zu schauen, statt in die Augen zu sehen, ist bekanntlich leichter. Versteh ich. Dann geht der Blick zum Fenster raus. Draußen fliegt die Bahndammlandschaft – ein Wort dessen Vokalvielfalt an die Abwechslung eines Eisenbahnfahrplanes erinnert - vorüber und zeigt reges Desinteresse an dem, was sich im Inneren der Dieseltraktionsfahrzeugkomposition abspielt. Wen wundert’s?!

Vier Frauen – nein! – drei Frauen (die einen beiden Frauen sind nur eine) ziehen mit ihrem dezenten, aber recht alternativen Verhalten die Aufmerksamkeit der Mitinsassen auf sich. Zumindest meine. Sonst würde ich wohl auch nicht darüber schreiben.

Sein Jackett ist zwar nicht bis oben hin zugeknöpft, engt ihn aber trotzdem bis zum Hals mit draufgeschissener Angepasstheit ein. So sieht kein Geschäftsmann aus. Vielleicht einer der Scheiße baut, aber so wörtlich sollte man die Berufsbezeichnung "Geschäftsmann" wohl nicht nehmen.

Die Frauen steigen aus. Er investiert einen letzten Hundeblick und fügt sich dann doch seinem Schicksal, was jedoch alles andere als schick daher kommt.

Den frei gewordenen Platz füllt postwendend eine Horde Kinder. Sein Blick will sich nicht ändern. (Meiner schon. Die junge Hordenpädagogin hat sich nämlich genau neben mich gesetzt.) Gleich sitzt eins der Kinder auf seinem Schoß. Er wird doch nicht etwa nervös?

Die Kinder besprühen sich mit süßem Schleckspray – ich nenne es mal so. Und egal, wo dieses Spray landet, es wird abgeschleckt. Ich denke kurz an das Wort „Schweinekrippe“. Wie auch immer. Diese Hightech-Lutscher scheinen der absolute Renner zu sein.

Irfersgrün. Hier steigen Leute aus, die in der Tat auch wie Irfersgrün aussehen. Der Triebfahrzeugführer kotzt entsprechend ab, in dieser Pampa halten zu müssen.

Zurück zu den Kindern und damit eine letzte Bemerkung: Sie sind süßer als die junge Dame neben mir. Und das nicht nur wegen dem Schleckspray im Gesicht.




Donnerstag, 23. Juli 2009

Links: Kleber am 20.07, rechts: Kleber am 22.07